Sage von den Drachenrittern

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Die Sage von den Drachenrittern


Drachen, so heißt es, waren sehr selten und wenn man nur einen von ihnen in einem Leben sah, so sei dies ein besonderes Ereignis gewesen. Von den Zwergen Thrumumbahrs aber nun gab es Gerüchte, dass derer sieben Drachen weit unter dem Berg bei ihnen lebten und mit ihnen in einem Bund seien. Zugaben sie dies freilich nie und jede Frage, die dorthin zielte beantworteten sie mit Schweigen und vielleicht noch einem Lächeln.

Und doch gibt es eine Geschichte, die in das Land der Sagen und Legenden übergegangen ist, die vielleicht ein etwas helleres Licht auf all dies wirft. Dafür aber müssen wir uns weit zurück begeben. Weit zurück in eine Zeit, die für sich bei den Vogelreitern mehr als nur Legende ist, bei den Zwergen dazu wird und selbst wenige Elben noch leben, die zu jener Zeit jung und voller Kraft und Tatendrang waren – ein Elb, wie ich es einst war.


So hört nun meine Geschichte und taucht ein mit mir in die Mystik unserer Heimat, denn es ist eine Geschichte, die alle Völker Thrumumbahrs verbindet. Vielleicht war sogar sie es, die einen der Grundpfeiler all unserer Freundschaft bildet.


Obwohl es keinen von den Zwergen gab, der es je bestätigt hätte, hieß es von ihnen, dass sieben Drachen bei ihnen leben würden. Sie haben ihnen, seit sie in das Bahrum-Gebirge gezogen waren, das Feuer gegeben, um ihre Essen zu heizen. Die Drachen gaben dazu ihr Feuer in große Kübel aus härtestem Stein. Zwerge brachten dieses Feuer dann zu den Essen, wo es weiter verwandt wurde. Derer Zwerge, die das machten, waren eine eigene Sippe unter dem grummeligen Volk, aber hoch geachtet, denn der Umgang mit jenem heißesten aller Feuer, vielleicht von dem der Sonne selbst abgesehen, hinterließ Spuren bei jedem, der diese Aufgabe Jahr über Jahr ausführte.

Aber auch besondere Gaben wurden eben jenen Zwergen zu eigenen, die ständig innerhalb der mächtigen Auren der Drachen waren. Zum einen war dies, dass es kein Feuer mehr gab, dass ihnen auch nur ein Leid zufügen könnte und sie hätten in dem Feuer eines Herden baden können, wenn dies nicht ihre Haare versengt hätte, was, wie jeder weiß, der größte Graus eines Zwergen ist und auch uns nicht behagen würde, hier im Lande der nicht gewollten kurzen Haarschnitte.

Zum anderen aber, und das ist mit Sicherheit die größere Gabe, wurden sie immun gegen jederlei Magie, wenn sie nicht stärker als die eines Drachen war. Und auch das ist jedermann bewusst, dass es da nicht viele Wesen auf zwei Beinen gibt, die ihre Macht auch nur teilen, geschweige denn stärker sind.

Einer dieser Feuerträger nun hieß Zinnglas aus dem Clan der Rußerer. Es begab sich, dass Zinnglas eines Tages, viele Jahre, nachdem er ein Feuerträger geworden war und ihm genau jenes widerfahren war, was ich erzählt habe, das Bahrum-Gebirge verließ. Denn lange schon hatte er nicht mehr die Sonne gesehen, die klare Luft auf seiner Haut gespürt und das Antlitz des weiten Ozeans gesehen. So begab er sich nach Zethathin, um eine Weile das nachzuholen, was sein Herz vermisste.

Wie wir alle wissen, werden seit jeher alle Arbeiten bei uns gleichermaßen vom Manne, wie vom Weibe ausgeführt, sei es schwere oder weniger schwere Arbeit. Zinnglas kam so an einer Sandhärterei vorbei. Dort sah er eine Elbin, nur im kurzen Schurz gewandet und einen Streifen über ihre Brust. Das kurze Haar vor Schweiß glänzend, wie auch ihre Muskeln in der Sonne schimmerten.

Die Wege der Göttin sind unergründlich und so entbrannte in seinem Herz in diesem Moment eine heiße Flamme der Liebe zu eben jener Elbin.

Der Name der Elbin war Falahama und sie wurde dessen gewahr, dass sie beobachtet wurde. So hob sie den Kopf von ihrer harten Arbeit und erblickte den Zwerg. Sie sah das Glühen in seinen Augen und sie wusste sofort, dass dieses Licht ihr galt. Im gleichen Augenblick, regte sich auch in ihr ein sanftes Gefühl für den Zwergen, wie er dort stand: Stolz und stark, in seiner schimmernden Rüstung, mit der großen Axt und gezeichnet von seiner Arbeit, die ihm aber umso mehr Charakter verlieh, als das sie ihn Verstümmelt hatte.

Deshalb ging sie zu ihm, und ohne dass nur ein Wort fiel, berührten sich ihre Finger und in dem Moment war es um beide geschehen.


Zinnglas kündigte seiner Arbeit auf und blieb bei Falahama, denn so groß war seine Liebe zu ihr. Doch gab es kein böses Wort oder Häme, egal ob von Zwerg oder Elb, denn schon so groß war die Freundschaft dieser beider Völker. Natürlich wurden beide zu Anfangs belächelt, denn sie waren die ersten beiden, die eine solche Bindung eingegangen waren. Aber dieses Belächeln wandelte sich schon bald in ein echtes Lächeln, denn jeder vermochte zu sehen, dass die Liebe so stark zwischen ihnen war, wie sie nicht stärker zwischen zweien nur eines Volkes würde sein können.

So lebten sie glücklich und zufrieden beisammen und bereits im 120. Jahr ihrer Liebe gebar Falahama Zinnglas einen Sohn. Nur 20 Jahre später eine Tochter und wiederum 20 Jahre darauf einen Sohn. So ging es weiter, bis sie drei Söhne und drei Töchter hatten, die mit ihnen unter dem Dach ihres Hauses wohnten. Allein schon die Zahl ihrer Kinder bewies, wie groß die Liebe der beiden war, die auch nicht geringer wurde, bis sie beide zurück in den Schoß der Göttin gingen. Aber so kam es auch, dass eine Liebe zwischen Elb und Zwerg, zwischen Aijnan und Elb oder zwischen Aijnan und Zwerg, wenn sie wahr wurde, niemals belächelt wurde.


Bleiben wir aber bei den Kindern Zinnglas’ und Falahamas. Die Namen der Söhne waren: Erobar, Cindro und Lefahs. Die Namen der Töchter aber: Elathama, Velhimah und Deliheyla.

Das Blut in den Adern der Sechs muss noch erfüllt gewesen sein von dem der Göttin und dem der Drachen, denn obwohl Bindungen zwischen den drei Völkern nun vorkamen, so waren sie doch selten, aber nicht in jener Familie. Erobar und Elathama heirateten nun zwar Elben, denn ihre Liebe blieb bei der ihres Volkes, aber Cindro und Velhimah trug die Liebe in die Arme der Zwerge, zu denen sie gingen. Lefahs und Deliheyla verliebten sich in Aijnan und gingen hinfort in die große Stadt Ahinjamuhr, um dort zu leben und lieben.


Nun mag es euch erscheinen, dass dies zwar eine schöne Geschichte der Liebe ist und eine der Wurzeln, die wir drei Völker haben, aber doch ist wenig von eben jenen geheimnisvollen Dingen die Rede, die ich euch zu Beginn versprach. Doch schließt nicht eure Ohren, sondern lauschet weiter meinen Worten.


Wie ich sagte, gingen Lefahs und Deliheyla nach Ahinjamuhr, heirateten Aijnan und zeugten Kinder mit ihnen. Aber erst, als die Konflikte mit den Seevicya entbrannten, offenbarte sich, dass ihnen dort in Ahinjamuhr nicht nur das Blut der Liebe zwischen den Völker stark geblieben war, sondern wohl auch das Blut des Vaters, des Feuerträgers, rein und klar weitergegeben wurde. Denn es zeigte sich, dass ihre Kinder immun waren gegen die Magie der Vicya und kein Feuer es vermochte, ihnen ein Leid anzutun.

So aber wurden diese Enkel Zinnglas’ zu den größten Kriegern der Aijnan, denn in der Kampfeskunst konnten die Aijnan es mit den Seevicya aufnehmen, hatten aber immer die Überraschung auf ihrer Seite, dass die Magie der Vicya an ihnen abprallte, wie der Sturm an blankem Fels.

In jeder Generation der Aijnan offenbarten sich fortan zwei bis fünf dieser Träger des Blutes des Zwergen und diese wurden bei den Aijnan ob ihrer Abstammung Drachenritter genannt. Sie wurden Große ihres Volkes, Clanführer und Heermeister, bis zu jenem Tag der großen Katastrophe, wo die letzten der beiden Drachenritter untergingen: Maod und Mida.


Und kein Drachenritter war seit jenem Schicksalstag mehr gesehen auf Erden, denn das Blut Zinnglas’ und Falahamas müssen dort mit untergegangen sein.

So geht die Geschichte der Entstehung der Drachenritter zu Ende.


Nun mögt ihr euch aber fragen, wie ich all dies so erzählen kann, wo doch nichts bewiesen ist, ich aber ohne viel wenn und aber geredet habe. So lasst euch sagen, dass ich meine Eltern sehr liebte und keinen Zweifel dran habe, was sie zu mir sprachen, in den Tagen meiner Jugend und ich sehr trauerte, als sie starben. Und so auch meine Geschwister mit mir. Noch mehr aber trauern wir um unseren geliebten Bruder Lefahs und unsere geliebte Schwester Deliheyla, denn wunderschön wären sie an Herz, Seele und Leib.

So sprach ich zu euch, Erobar, Sohn des Zinnglas’ und der Falahama. Möget ihr diese Geschichte in euren Herzen tragen und später einmal, wenn ihr groß und erwachsen seid und euch die Liebe in die Arme eines anderen trägt, sie weitergeben an eure Kinder und Kindeskinder auf das sie niemals vergessen wird.


(So gesprochen an einem Geschichtenabend im Haus der Geschichte zu Zethathin, von Erobar dem Elb. Im Jahre 2473 nach dem Seelenschlag.)