Herz der Herrin

Jung dereinst die Welt gewesen ist,
als der Herrin Atem traf die Welt.
IHR Auge über Wald und Aue flog,
und IHR Herz an einem Orte hielt.
Dort ließ SIE sich selbst hinab,
auf IHRER Schöpfungs schöner Stadt.
Pflanzte dort IHR Herzen ein.
Würd für immerdar an diesem Orte sein.

Der Zeiten lauf floss nun dahin.
Und Welt gewandelt ward in ihrem Lauf.
Kein Wald, kein Au mehr ist heut mehr da.
Trock‘nes Land und Sand zu Hauf.
Doch der Herrin Herzen schlug,
verborgen tief im dunklen Grund.
Wartend dort aufs gleiße Licht,
das durch die dunkle Erde bricht.

Dann kam der Tag und IHRE Kinder lebten dort,
bauten Stadt am Küstenrand und unterm Berg
In Steppe, Wüstenei und Felsenhort,
die Elbenmaid, der Wüstenherr und Zwerg.
Zusammen lebten, liebten lachten sie,
litten, freuten, tanzten sie auf Herzensgrund.
Ein Bund, der fast vergessen ward,
auf Heimatscholle, und IHR Herz verharrt.

Und endlich kam der Tag heran,
als das Herz zu Leben ward gebracht.
So stieg hinauf aus tiefstem Grund,
IHR Nektar auf mit großer Macht.
Heilt Seele, Herz und Liebesschmerz
Von Tag an auf in heilge Ewigkeit.
Für den Bund, den sie belacht,
aus ganzem Herzen, IHRER Herrlichkeit.

Doch ahnten ihre Kinder gar den Schatten schon.
Finstre Träume über ihren Herzen droh‘n.
Verließen bald das freundlich Land.
Das Blut zu wahr’n an fremden Strand.
Doch noch des Freundschafts starke Band,
wuchs weiter an, ehern, fest.
Doch da schon des Schattens Blick lag dort,
zu hohlen IHRE Macht, von nun hellem Ort.

So kam der Tag der Dämons Schergen,
brandeten heran in grausiger Pracht.
Säten Tod, Verzweiflung, Pein,
um zu rauben IHRES Herzens Macht.
Doch Schwert und Speer und Axt vereint,
hielten stand am klaren Strand.
Trieben in das Meer zurück des Dämons Horden,
hielten blut‘ge Ernte mit vereinter Hand.

Jahr um Jahr der Krieg verheerte alles Land.
In furchtbarster Art, nie zuvor gekannt.
Doch hielt das Band der Freundschaft weiterhin.
So kam in des Dämons dunklem Sinn,
ein neuer Plan zu rauben göttlichen Trank,
mit List und dreister Heimlichkeit.
So schickte sie Boten mit Verführerwort,
in die Stadt, so tief im wüsten Ort.

Und des Wüstensohnes Ohren hörten zu.
Lauschten verderbt, doch verführerischem Klang.
So kam Drachad unter Dämonenbann
und über IHRER Stadt war tödlich Ruh.
So fielen all die Wüstenkinder in den Wahn,
zog Neid und Hass nun ungezügelt Bahn,
vernichtete der Freundschaft ehern Band,
ehe noch die Freunde haben’s recht erkannt.

So kam der Tag, wo Kinderblut in Strömen floss,
doch Drachads Herz kein Gnade kannt.
Da kam die Göttin selber gar,
aus ihrem Heim zur Erde nah.
Hielt Gericht mit IHREN Kindern hart,
die nur fürchteten um ihrer eigen Saat.
So schied sie Stadt vom Sandesgrund
und warf sie fort in tiefsten Schlund.

Zugleich IHR Herz verschlossen war,
die Elben und auch Zwergen dachten nun für immerdar.
Und hart das Los der Wüstenkinder wurde nun,
denn Leid und Blut war Strafe für ihr Tun.
Vergaßen ihre Herkunft gar
und kurz nur noch ihr Leben war.
Vier Zeitalter lang IHRE Strafe sie nun traf,
und keine Hoffnung war mehr da.

Doch Seherinnenworte priesen gleich,
das wiederkehren würde einst das Wüstenvolk.
So hielt der Rest des Bandes ehern, fest
und SIE sah mit Leid der Wüstenkinder Rest.
So schickte sie IHR eigen Fleisch und Blut,
hinab in feurig heiße Glut.
Zu führen ihre Kinder gar,
zurück ins eigne Land, wo ihre Heimat war.

So kamen sie zurück ins Licht.
Und wieder ward das Band gewirkt,
auf des Amboss‘ hartem Grund.
So fest, wie nie zuvor,
denn neue Freunde kamen mit durchs Tor.
Und jetzt das Land dem Schatten harrt,
wo IHR Herz von neuem brach hervor,
und kein Wort noch verführend narrt.

So werden sie gemeinsam stehen,
Seit an Seit und Hand in Hand.
Zum Feinde selbst nun woll’n sie gehen
Und dessen Heim verheeren, dort an fremden Strand.
So nun sollen alle Barden singen.
Hier und übers Meer so weit.
Damit in aller Völker Ohren klingen,
der Göttin Lieb- und Herrlichkeit!