Das Steinkörnchen

Ruhe nun, mein Kind und lege deinen Hammer jetzt bei Seite. Die Geister der Nacht werden nun einkehren und dich mitnehmen in ihre Welt der süßen Träume. Seh ich da ein kleines Korn an deinem Hammer? Ist er gar aus dem Felsen, der hier unsere Heimat ist? Dann höre mir nun zu und schließ deine Augen, so dass die Welt in deinen Träumen bunt und wunderschön wird.
Denn auch dieses Steinkörnchen könnte ein ganz besonderes sein, ja ein ganz besonderes. Vielleicht hat es sich mir winzigen Händen, die niemand sehen kann an deinen Hammer geklammert, um so hinaus zu kommen und weg von dem Stein, wo es seit Ewigkeiten war. So wie es auch dein Wunsch ist, einmal hinaus zu gehen und in die Sonne zu sehen, zu den Elben zu gehen oder zu den Aijnan.
Weißt du, mein Kind, ich weiß von einem Steinkörnchen, wie dem hier an deinem Hammer, das hat genau das mal gemacht. Es klammerte sich an einen Hammer fest und wurde fortgetragen. Hier und unseren Hallen ließ es los und natürlich lief ein Zwerg darüber. An der Sohle des Stiefels hielt es sich fest und hat wirklich Glück gehabt, denn es war ein Steuermann, an dessen Stiefel es sich festgehalten hat. So kam es hinaus in die Sonne und auf den Fahrten des Zwerges wurde es ganz bleich und hell, aber hatte Spaß, aber eines Tages war es unachtsam und der Fahrtwind wehte es von der Stiefelsohle. Da lag es nun, mitten in der Wüste, zwischen vielen anderen Körnern und mit wenig Hoffnung, jemals von hier wieder weg zu kommen.
Jahre vergingen und es war schon ganz verzweifelt, als ein Sandkäfer vorbei kam. Es schaffte es tatsächlich mit aller Kraft an dem ganz glatten Panzer fest zu halten, aber nicht für lange. Jedoch wurde dieser Käfer gerade gejagt und tatsächlich wurde der Käfer von einer Elbenjagdgruppe erlegt. Ein gnädiger Wind trug es zu den Elben und es konnte sich an deren Haaren festhalten.
Glücklich über die Wendung seines Schicksals betrachtete es die Wunder des Landes auf der Reise bis hin zum Meer und zum ersten Mal sah das Steinkörnchen dort grüne Pflanzen und vor allem Wasser. So erschrocken war es über den Anblick, so dass es los ließ und der Wind trug es hinaus auf das Meer. Aber wieder hatte es Glück im Unglück, denn es konnte sich im Segel eines Schiffes am Kai festhalten und ab da begann für das Körnchen eine Reise um die halbe Welt, vielleicht sogar die Ganze und das kleine Sandkörnchen, hier aus unserem Zuhause, sah mehr, als jeder Zwerg, der hier den köstlichen Schatten des Berges spüren und die Wurzeln bis in tiefste Tiefen hin spüren durfte.
Aber eines Tages fuhr das Schiff zurück und von dem ewigen festhalten an den Segeln, war das Steinkörnchen ganz schwach geworden. So ließ es sich auf die vielen Waren fallen, die das Schiff von seinen weiten Reisen mitgebracht hatte. So kam es wieder zurück an Land und sah seine Heimat wieder. Es war glücklich und froh darüber und so ließ es einfach mit sich geschehen, was mit der Ware geschah.
Doch diese Güter waren für unter den Berg bestimmt und so machte es sich auf die Reise durch die Wüste und kam dort hin zurück, wo seine Reise dereinst begann. Fast schon hatte es alle Erinnerung verloren, aber als es die Kühle des Schattens spürte, wusste es, dass es hier zuhause ist und nicht mehr wollte es fort.
Da aber wurde es von den Gütern gefegt. Jedoch konnte es sich wieder an eine Sohle krallen. Dieser Stiefel eines Zwergen trug es in die Lager guten Silikates hinein und als es sah, dass hier ganz viele lagen, die so waren wie es selbst, aus dem Berg, durch die Wüste, über das Meer und wieder in die Wüste, wollte es hier bleiben und das tat es auch.
Aber irgendwann kam ein Schmied und füllt Silikat in seine Schütte und siehe, das kleine Steinkörnchen war dabei und jetzt... ja jetzt ist das kleine Sandkörnchen vielleicht ein winziger Teil des kleinen Hammers!
Schlafe schön und ruhe gut, mein Kind.

(Kindergutenachtgeschichte wie sie bei den Zwergen Thrumumbahrs erzählt wird.)